Höherstufung oder die Karriereleiter hinunter

Auch an den Universitäten gibt es Mitarbeiter*innen, die nach einer gewissen Zeit andere, höherwertige Aufgaben wie zum Beispiel eine Teamleitung übernehmen. Im Gehaltsschema des Kollektivvertrags wäre das ein Wechsel der Verwendungsgruppe. In der folgenden Tabelle entspricht das einem Sprung um eine Zeile nach unten, beispielsweise von IIIb auf IVa. Die Zahlen in Euro entsprechen dem Stand ab Februar 2025.

Wer jetzt glaubt, Regelstufe 2 in IIIb wechselt in Regelstufe 2 in IVa, der irrt sich. Übereinander liegende Zellen gehören keineswegs zusammen. Das ist eine Illusion, die tabellarische Anordnung schon alleine deshalb eine Täuschung, weil die Regelstufen unterschiedliche Verweildauern haben. Wer am Ende von IIIb/R2 steht, war im Normalfall 15 Jahre an der Universität, am Ende von IVa/R2 sind es 19 Jahre. Schauen wir uns dazu das Schema auf einem Zeitstrahl an. Die Maßeinheit in der ersten Zeile sind die entsprechenden Dienstjahre, die Geldbeträge sind von 2024:

Und wer jetzt glaubt, wir sind endlich am Ziel und der beförderte Mitarbeiter, die Mitarbeiterin wechselt einfach gemäß der (angerechneten) Dienstzeit, der irrt sich wieder. Auch die Vorrückungsstichtage sind eine Illusion, vergleichbar der Karotte an einer Stange, mit der man den Esel in die gewünschte Richtung lenkt. Es geht ausschließlich ums Geld. Man wechselt in die Stufe, die gehaltsmäßig über der momentanen liegt. Die tatsächliche Beförderungsperspektive sieht so aus:

Ihr findet, das sieht aus wie der Spickzettel von Pep Guardiola bei der Taktikbesprechung? Tatsächlich ist das die Konsequenz aus § 53 (2) des Kollektivvertrags:

„Erfolgt eine Umreihung in eine höhere Verwendungsgruppe aus der Grundstufe oder Regelstufe, gebührt das Entgelt der betragsmäßig nächst höheren Qualifikationsstufe in der neuen Verwendungsgruppe im Vergleich zum bisher gewährten kollektivvertraglichen Entgelt ab dem auf die Umreihung folgenden Monatsersten.“

Warum das so ist, lässt sich aus der Grafik leicht erkennen: Es geht um einen Schritt nach links, quasi die Karriereleiter hinunter. Wer an den Universitäten befördert wird, verliert meist Anrechnungszeiten und damit Geld. Die entsprechende Regelung steht im Kleingedruckten und ist nicht gleich ersichtlich.

Wer im Kollektivvertrag das Gehaltsschema sieht ohne den Paragrafen zur Umreihung zu lesen, macht sich Hoffnungen auf eine Gehaltserhöhung, die so nicht vorgesehen ist. Rechtssicherheit beginnt mit Transparenz, die unserer Meinung nach so nicht gegeben ist. Und noch etwas fällt an der grafischen Darstellung oben sofort auf: Neue Mitarbeiter*innen betrifft diese Rückreihung nicht. Wer noch keine zeitabhängige Vorrückung in eine Regelstufe hat, kann auch nichts verlieren. Ältere und weniger qualifizierte Mitarbeiter:innen werden benachteiligt. Während bis IIIb alle höheren Regelstufen zu Dienstzeitverlusten führen, wird ab IVa oft nur in die gleiche Regelstufe der höheren Verwendungsgruppe umgereiht.

Diese Berechung der Höherreihung gemäß $ 53 (2) des Kollektivvertrags führt zu äußerst unterschiedlichen Gehaltserhöhungen. Konkret hat man, je nach eigener Einstufung mit folgenden zusätzlichen Bruttobeträgen zu rechnen:

Die Tabelle lässt sich durch Klick auf das Icon in der Kopfzeile sortieren. Wie man sieht, sind die Unterschiede beträchtlich, ein System dahinter ist nicht erkennbar.

Am auffälligsten an der Kollektivvertragsregelung zur Höherstufung ist, dass alles sehr kompliziert wirkt, und dieser Eindruck täuscht nicht. Das Gehaltsschema für das allgemeine Universitätspersonal hat logische Fehler, mit denen wir uns in den nächsten Abschnitten beschäftigen werden.

(Alle Angaben in diesem Beitrag haben wir nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Sie sind aber ohne Gewähr.)