Expert(inn)enstatus & wie man ihn (nicht) bekommt

Antragstelle Expertenstatus

Expert(inn)enstatus & wie man ihn (nicht) bekommt

(Eine kurze Geschichte)

Wer von uns kennt ihn nicht, den Expert(inn)enstatus, ein kleines Zuckerl in unserem ansonsten eher karg gestalteten Kollektivvertrag. Ich schätze, viele von uns haben zumindest einmal darüber nachgedacht, den Antrag zu stellen und sich in der Horizontalen der Vorrückungsschritte ein bisschen schneller zu bewegen.

Auch ich glaubte – nach sorgfältigem Prüfen der Kriterien – die entsprechenden Voraussetzungen zu erbringen und habe den Antrag auch tatsächlich gestellt. Sogar zweimal.

Das erste Mal (2015) war ich noch naiv und unerfahren, noch nicht so lange dabei und daher voller idealistischer Erwartungen. Entsprechend schnell und sorglos bereitete ich alle Unterlagen vor, da ich der Meinung war, dass mein fleißiges Wesen und meine herausragende Kompetenz in unterschiedlichen Arbeitsbereichen weit über das verlangte Maß hinausgehen und ohnehin mehr als offensichtlich sind. Die Uni darf sich glücklich schätzen, so eine fleißige Mitarbeiterin zu haben, und wird mich sicherlich mit dem Expertenstatus dafür entlohnen.

Tja, wie ihr bestimmt bereits ahnt, ich wurde eines Besseren belehrt.

Nach einem Monat Wartezeit wurde mein Antrag abgelehnt, mit der (schriftlichen) Begründung, er entspräche nicht den im KV festgelegten Kriterien. Punkt. Keine weitere Erklärung, keine Details. Dabei hätte ich schon gerne gewusst, welche Kriterien ich (angeblich) nicht erfülle. Aber ich traute mich nicht nachzufragen.

Enttäuscht, traurig, frustriert. So fühlte ich mich noch lange. Aber irgendwann habe ich dann doch mit der Geschichte abgeschlossen. Anscheinend, dachte ich, gibt es auf der Uni andere Kapazunder und mein Können reicht einfach nicht aus.

Fünf Jahre später blubberte das Thema Expert(inn)enstatus wieder auf.

Es war bereits Spätsommer 2020, als meine zwei Vorgesetzten meinten, bei meiner Leistung und meinem Können, wäre ich langsam reif für den Expert(inn)enstatus. Diese Anerkennung freute mich wahrhaftig, meine Skepsis war jedoch spürbar. Ist ja vor ein paar Jahren voll in die Hose gegangen.

Das sei Schnee vom gestern und diesmal klappt es ganz bestimmt, meinten sie.

Na gut, man kann das ja noch mal probieren, dachte ich. Schließlich habe ich in den vergangenen Jahren viel Erfahrung gesammelt und auch meine Kompetenz entwickelte sich noch ein gutes Stück weiter.

Also machte ich mich auf die Suche nach guten Formulierungen für den neuen Antrag. Diesmal werde ich besser aufpassen und nichts, aber wirklich nichts dem Zufall überlassen.

Wir (meine Chefin und ich) investierten viel Zeit und Energie, da wir einen stich- und hiebfesten Antrag stellen wollten, bei dem keine Zweifel aufkommen und keine Fragen offenbleiben.

Im Herbst war es dann so weit und meine Vorgesetzte schickt den Antrag nach mehrmaligem Korrekturlesen und einem finalen Feinschliff ab.

Einen Monat später bekam ich dann die zweite Ablehnung. Die Begründung – er entspräche nicht den im KV festgelegten Kriterien. Punkt.

Diesmal habe ich mich damit nicht angefunden und fragte nach. Ich verlangte höflich und sachlich nach einer detaillierteren Begründung. Ich wollte genau wissen, welche Kriterien ich in den Augen der Universitätsleitung nicht erfülle.

Es dauerte (sicherlich auch der Pandemie geschuldet) weitere zwei Monate, bis die Antwort kam. Wertschätzend, jedoch unmissverständlich. Die Tätigkeit muss deutlich von dem Stellenprofil abweichen, das, was ich reingeschrieben habe, machen ohnehin viele andere Admins auch. Punkt.

Tja. Blöd gelaufen. Langsam beginne ich zu verstehen.

Der Expert(inn)enstatus ist so etwas wie der heilige Gral. Niemand weiß, wo genau er sich befindet, und derjenige, der ihn findet, muss Aufgaben erfüllen, um ihn an sich nehmen zu können, niemand weiß jedoch, welche. Das erfährt man dann im Nachhinein, wenn man scheitert.

Bei genauer Betrachtung der Lage bin ich doch froh, nur den Expert(inn)enstatus anzustreben und nicht auf der Suche nach dem Gral zu sein. Es gibt da nämlich einen signifikanten Unterschied, wenn man scheitert: beim Expert(inn)enstatus wirst Du (leider) nicht reicher, beim Gral bist du mausetot.

Also was habe ich für die Zukunft gelernt?

Ich gebe nicht auf. Alle guten Dinge sind drei. Mal sehen, ob ich schlau genug bin, das nächste Mal die gestellten Fallen zu umgehen und ob ich aus meiner Erfahrung lernen kann.

Ich werde euch berichten. Versprochen.